Wednesday, June 06, 2007

 

Jose schreib aus Santo Domingo, Dominikanische Republik

Die Arbeit mit den Kindern war wieder sehr stressig und es hat mir fast die Nerven geraubt, aber jetzt geht es wieder. Manchmal ist es wirklich hart, hier zu helfen und zu unterrichten, weil es einfach sehr, sehr heiß ist. Ich habe auch gemerkt, dass wir eine viel engere Beziehung zu unseren Jungs haben als manche andere FW in ihren Projekten. Wir sind für die Jungs nicht nur Trainer, Gruppenleiter und Freunde sondern auch Vorbilder. Kürzlich haben sie in der Biblioteca, wo Hausaufgabenbetreuung und noch andere Sachen angeboten werden, eine Umfrage unter den Mädchen und Jungs gemacht: wie wollt ihr sein, wenn ihr später gross seid, und da haben viele Jungs gesagt: so wie Manuel und José. Das hat mich sehr gerührt und mir sind die Tränen runter gelaufen. Erst da habe ich gemerkt, wie viel Einfluss und Verantwortung Manuel und ich haben. Aber anscheinend kommen wir so gut an bei unseren Jungs, dass sie auch deswegen viel disziplinierter sind als in der Schule. Die Direktorin hat uns mal gefragt, wie wir das machen, weil gerade bei uns in der Mannschaft die Chaoten und die Problemkinder sind. Die neue Mode im Slum sind selbst gemachte Tatoos: die Jungs verbrennen sich selbst und ritzen irgendwelche Zeichen in die Wunden. Allen Jungs, die in unserem Fußballprojekt sind, haben wir es verboten. Wir haben ihnen gesagt, alle die sich jetzt noch welche machen lassen, fliegen aus der Mannschaft. Und tatsächlich haben sich alle danach gerichtet und keiner hat sich mehr ein neues Tatoo machen gelassen. Ansonsten hatten wir ein Turnier, zu dem uns eine Privatschule eingeladen hat. Leider sind wir nur zweiter geworden. Die Jungs waren an dem Tag sehr konzentriert und Manuel und ich haben sie bis in die Zehenspitzen motiviert.
Wir lagen auch in der Halbzeit mit 2 Toren vorne und die Jungs kämpften in der Hitze bis zum Umfallen. Aber dann 8 Minuten vor Schluss schoss der Gegner zuerst das erste Tor dann 2 Minuten später das 2. Tor und eine Minute vor dem Abpfiff das 3 Tor.
Meine Jungs konnten es nicht glauben und fingen an, sich untereinander die Schuld zu geben und danach dem Schiedsrichter. (Ich muss allerdings selber sagen, dass er sehr schlecht gepfiffen hat)
Wir Trainer mussten selber den Schock und die Enttäuschung überwinden und mussten unsere Jungs beruhigen. Es war glaube ich für meine Jungs eine Erfahrung, so zu verlieren, obwohl man alles gegeben hat und man einfach Pech hatte.
Ich war so enttäuscht, dass ich meiner Mannschaft eine Standpauke hielt.
Ich zwang sie, noch mal zu ihrem Gegner zu gehen, ihnen die Hand zu geben und zu gratulieren, was viele nicht wollten und auch vielen schwer fiel.
Ich glaube, manchmal bin ich selber einfach zu fußballfanatisch und vergesse dabei, dass es ein Sozialprojekt ist.
Aber trotzdem läuft das Fußballprojekt sehr gut, und wir können uns kaum noch vor Kindern retten, die sich anmelden wollen in unserem Projekt. Jetzt ist es soweit, dass sogar Kinder aus reicheren Vierteln in unserem Fußballprojekt mitmachen: Sie kommen dann mit ihren Eltern und die Eltern fragen uns, wie viel die Anmeldung kosten würde. Es hat sich wohl herum gesprochen, was für zwei gute Trainer die Delfines Wise haben(so heißt unsere Fußballmannschaft). Wir überlegen, ob wir dann die Kinder mit trainieren lassen sollen, es wäre ein perfekter Kulturaustausch: Reich spielt mit Armen in einem Verein. Man kann auch sagen, weil wir sehr viele Haitianer in der Mannschaft haben. Dominikaner spielen mit Haitianern in einer Mannschaft. Ich glaube, es wäre eine gute Sache, so werden sie Freunde und die Vorurteile und Rassismus gegen Haitianer würden verschwinden.
Wir müssen uns das noch überlegen.

Ansonsten muss ich sagen, dass es mir jetzt hier sehr gut gefällt und ich eigentlich gar nicht mehr weg will. Auch wollen viele Jungs oder eigentlich alle, dass wir nicht gehen.
Es wird sicherlich ein sehr schwieriger Abschied.

Grüsse José

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