Friday, July 06, 2007

 

Alphabeitisierung mit den Kids der Müllhalde von Coban

Freiwilliger Maik schreibt am 5. Juli von seiner Alphabetisierungsgruppe in Coban:

"Ich arbeite jetzt schon ein halbes Jahr mit den Kindern meiner Alphabetisierungsgruppe. Klar merkt man die Fortschritte nicht von einem Tag auf den Anderen, aber wenn ich zurückschaue, haben die Kinder, mit denen wir bei Null begannen, schon sehr viel gelernt. Sie können jetzt einfache Texte lesen und verstehen, sich selbst in Worten ausdrücke und in Mathematik können sie neben Sumieren und Subtrahieren auch schon einigermaßen multiplizieren. Allerdings fallen mir auch andere Werte auf, die sie in der Zeit angenommen haben. Wie schwierig war es am Anfang sie überhaupt zur Arbeit zu motivieren und dass sie mir und Philipp zuhörten und unsere Anweisungen befolgten, klappte sehr schlecht. In der Hinsicht hat sich viel verändert. Eine schöne Erfahrung machte ich heute, als ich aus einem Geschichtenbuch zum Einstieg in den Unterricht die Fabel der “Drei kleinen Schweinchen” vorlas. Die Kinder blieben nicht auf ihre Plätzen, sondern setzten sich um mich herum und hörten mir gespannt zu. Auf Zwischenfragen antworten sie und erzählten mir wie es wohl weiter gehen würde. Am Ende erklärten sie mir sogar die Moral. Als sie sich dann selbst vorlasen, langweilten sie sich gegenseitig, aber sie verstanden was sie lasen . Mir wurde dann eine banale Sache bewusst. Diesen Kindern wurde von den Eltern noch nie etwas vorgelesen. Nicht eine einzige Geschichte zum Einschlafen. Warum? 60 % Analphabetismus in Alta Verapaz und die Quote ist unter der indigenen Bevölkerung wohl um einiges höher! Neulich besuchte ich die Familie des kleinen Juan-Carlos. Die Familie hat schwere Schicksalsschläge erdulden müssen, aber der fröhliche Junge bringt ein wenig Hoffnung zurück. Die Mutter ist motiviert Lesen und Schreiben zu lernen um eine bessere Arbeit zu finden und Juan-Carlos ist dazu bereit ihr als Sohn etwas beizubringen. Vielleicht können wir auch die anderen Kinder dazu bringen, ihren Geschwistern auch etwas vorzulesen. Bildung ist der einzige Ausweg aus der Armut!"

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