Saturday, September 30, 2006

 

Aus dem 1. Monatsbericht von Laura (Kumasi, Ghana)

Laura schreibt aus Ghana:
"Kleiner Tipp am Rande: fuer laengere oder Ueberlandstrecken sollte man kein Taxi oder Trotro, sondern einen Bus nehmen, weil der Fahrer auf jeden Fall einen Fuehrerschein hat. :-)Damit waere ich jetzt schon beim naechsten Punkt, der mich beieindruckt hat: der Stassenverkehr. Es scheint hier alles ohne Regeln abzulaufen und fuer das gibt es hier erstaunlich wenig Unfaelle. (...). Bevor wir dann am Donnerstag in unser Waisenhaus-Projekt kamen haben wir noch ein paar afrikanische Eindruecke auf dem Markt gesammelt, die ich euch auch nicht vorenthalten will! Kumasi hat den groessten Markt Westafrkias und man kann sich in den vielen kleinen Seitenstrassen ohne Schwierigkeiten verlaufen. Ja, auch wir haben uns schon so verirrt, dass wir dachten wir kommen hier nie mehr raus (...). Auf dem Markt kann man alles kaufen, was man braucht (oder auch nicht): Nahrungsmittel, wie Fisch., Fleisch (Huehner werden fuer den Kunden frisch geschlachtet), Obst, Gemuese und Snacks, Kleidung, Seife, Schuluniformen, Hefte, Felgen, Autoreifen, Stifte, Schuhe, Pinsel, Handys, Teppiche, Fahrraeder, Gartentore, Holz, Steine... einfach alles!!! Jeder Ghanaer hat vor seinem „Haus“ (in das man nur nachts geht) einen Stand, an dem er oder sie irgendetwas verkauft. Andere tragen ihre Waren auf den Koepfen zwischen den Autos (die meistens im Stau stehen) herum und versuchen sie jedem anzudrehen. Es ist unfassbar, was die Menschen hier auf den Koepfen spazieren tragen: 5 aufeinander gestapelte Kisten Cola, 20 kg Reis, Schuesseln mit Brot, Gemuese, Suessigkeiten, Obst und vielen anderen Dingen. Was natuerlich eng mit dem kaufen verbunden ist, ist das Geld: in Ghana bezahlt man mit Cedis! Auch den Umgang mit diesem Geld muss ich erst noch richtig lernen: 1 Euro entspricht etwa 11800 ghanaischen Cedis! Sprich, man hat hier riesen Summen in der Tasche, die aber eigentlich gar nichts wert sind. Um euch das zu veranschaulichen, einige Beispiele: eine Trotrofahrt nach Kumasi-Centre (etwa 30km/ 1 Stunde) 3700 Cedis (37 cent), ein Getraenk 2500 Cedis (25 cent), eine Zahnbuerste 1000 Cedis (10 cent), 50 Schulhefte 25000 Cedis (2,50 Euro), Wasser aus der Tuete 300 Ceids (3 cent)... Hier ist alles etwa 40% - 70% guenstiger als in Deutschland. Hierzu ist noch anzumerken, dass man nirgends den Preis zahlt, den der Verkaeufer nennt: Ghanaer lieben es zu handeln und auch mir macht es langsam richtig Spass...

Ich kann nur sagen: Ghana ist in jeder Beziehung ein wunderbares Land und es gefaellt mir unglaublich gut. Die Menschen sind hier unheimlich aufgeschlossen und (gast)freundlich. Alle schuetteln dir die Hand, helfen wenn man Probleme hat (einmal waren wir im falschen Trotro und sind dahin gefahren wo wir ueberhaupt nicht hinwollten und eine Frau hat uns dann erklaert was wir machen muessen und den Fahrpreis fuer uns bezahlt) und nehmen dich auf, wie in eine Familie. Ich werde ueberall mit „sister“ angesprochen und die, die meinen Namen wissen reden mich entsprechend mit „sister Laura“ oder „sister yaa“ (meinem ghanaischen Namen, weil ich an einem Donnerstag geboren bin) an. (...)
Ja, Ghana haengt sehr an seinen Traditionen und es gibt hier fuer alles ein Ritual, sogar fuer das Haendeschuettlen. (...) Ich unterrichte seit 2 Wochen im Kindergarten, wir helfen Grace (Koechin und meine grosse Schwester) beim waschen der Kinder, beim Verteilen des Essens und nachmittags spielen wir mit den Kindern, wenn sie aus der Schule heimkommen. Im Moment leben 17 Kinder zwischen 3 und 12 Jahren hier im Waisenhaus. 10 gehen in die Schule von Abrankese, die nur 200m weg ist, die anderen 7 bleiben hier und gehen in den Kindergarten. Zu ihnen kommen noch 5 Kinder aus dem Dorf... Unser Daddy ist der Papa fuer alle und auch wir koennen jederzeit zu ihm kommen, wenn wir ein Problem haben. (...) Aber zurueck zum Projekt: wie ihr wisst haben wir hier keinen Strom und kein fliesssendes Wasser im herkoemmlichen Sinn, aber das macht gar nichts, weil man sich an alles genwoehnen kann. Abends schaltet Daddy den Benzinbetriebenen Generator fuer 1 – 2 Stunden an und dann haben wir Licht und koennen Handys und sonstige Geraetschaften aufladen. Unsere Dusche kennt ihr ja von dem Bild: man holt einen Eimer Wasser vom Brunnen und kann sich dann duschen... einfach, aber genauso wirkungsvoll wie die Dusche die ihr kennt.
Vielleicht eine Anmerkung zu Malaria, der hier wohl groessten Bedrohung, mal abgesehen von Giftschlangen und Skorpionen. Im Allgemeinen hat jeder Ghanaer mindestens 2 mal im Jahr Malaria (meist in den Regenzeiten). Das ist hier eine „Volkskrankheit“ und auch Haupttodesursache. Es sterben mehr Menschen an Malaria, wie an Aids und auch wir werden wohl in diesem Jahr nicht von dieser Krankheit verschon bleiben, denn Moskitos gibt es ueberall. Allerdings ist die medizinische Versorgung so gut – ausserdem nehmen wir eine Prophylaxe – dass wir nicht die toedliche, sondern nur eine abgeschwaechte Form der Malaria bekommen werden."

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