Monday, October 16, 2006

 

Aus dem Abschlussbericht von Adrian (GDL, Mexico)

Abschlussbericht (Adrian reiste nach seinem Dienst in Guadalajara noch durch die Unruheprovinz Oaxaca)

Mexico City, letzter Tag vor der Abreise. Es ist schoen, das Meer wieder zu sehen.

In Oaxaca gibt es derzeit Unruhen, um nicht zu sagen es ist ein ganzer Volksaufstand im Gange mit dem Ziel, den Gouverneur des Staates Oaxaca zu stuerzen. Das Rueckgrat des Aufstandes ist die gesamte Lehrerschaft, eigentlich ging wie jedes Jahr um Gehaltserhoehung, die jedoch dieses Jahr nicht gebilligt wurde. Dazu kommt eine allgemeine Unzufriedenheit, die schon laenger zurueckreicht und im Grossteil des Volkes sitzt. Nun hat die APPO (asamblea popular del pueblo oaxaqueño), der Volksrat des Volkes von Oaxaca, die Kontrolle ueber die Radiostationen und ueber das Stadtzentrum. Strassensperren sind errichtet und dienen dazu, die Autoritaet nicht hereinzulassen. Polizei gibt es inzwischen nicht mehr, in der ganzen Stadt nicht. Das Ambiente ist trotzdem ruhig, man kann ohne Probleme auch in den gesperrten Zonen shoppen gehen. Am Freitag zog eine Gruppe von ca 4000 Leuten los, sie marschieren in die Hauptstadt, sie werden an die zwei Wochen unterwegs sein. An den Strassenraendern jubelten viele ihnen zu, schenkten ihnen Saft und Wasser. Es heisst, das Militaer werde bald eingreifen. Das wird einen richtigen Aufstand geben. Soviel zu Oaxaca, ein Staat, in dem es 17 verschiedene indigene Voelker gibt, mit jeweils eigener Sprache und Kultur.


So mancher Freiwilliger geht ins Ausland und traegt den Wunsch in sich, “etwas zu veraendern”, zu verbessern, der Welt etwas Gutes zu tun. Wohl kaum ein Freiwilliger, der nicht feststellt, dass das wesentlich schwerer ist, als gedacht, dass das so schnell nicht geht. Und es tut sich die unvermeidliche Frage auf, “was habe ich getan in einem Jahr, was hat’s gebracht?” Mir persoenlich hat das Jahr ganz unglaublich viel gebracht, ohne Zweifel, ich habe sehr viel gelernt, ich habe mich weiterentwickeln koennen. Doch die Oasis? Acortar Distancias? Ein Jahr lang habe ich mit erst neun dann acht Viertklaesslern Hausaufgaben gemacht, nun sind sie immer noch nicht in der Lage, selbststaendig ihre Hausis richtig zu machen, sie bauen immer noch viel Mist in der Schule, verlieren und zerstoeren immer noch ihre Utensilien. Doch immerhin koennen sie ein bisschen besser das kleine Einmaleins, das ich so oft mit ihnen geuebt habe.
Ein Jahr lang habe ich versucht, etwas Ordnung anzuschaffen. Keine Veraenderung. Erziehung ist nicht so simple…

Also was? Ich suche nach etwas konkretem, etwas, was dauerhaft ist. Doch es ist auch etwas Schoenes, wenn ich vielen Kindern viele schoene Momente bescheren konnte, wenn ich sie als Pferd auf meinem Ruecken ueber den Hof gejagt habe, wenn ich ihnen ein paar Woerter Deutsch beigebracht habe, wenn ich mit ihnen auf dem Boden liegend gespielt und auch mal gerauft habe. Ich habe den Kindern fuer zwei Freibaeder freien Eintritt in den Ferien besorgt und wir haben in fuenf Tagen alle Kinder mitnehmen koennen. Ich habe die Kinder sich in eine von drei Aktivitaeten einschreiben lassen, das waren eine Schatzsuche in der Oasis, ein Photowettbewerb und ein Schreibmaschinenauseinanderbastelworkshop. Ich habe mit einer Gruppe von Kindern geturnt und ihnen etwas Akrobatik beigebracht. Ich hatte einen Chor, wir haben ein Lied eingeuebt, das die Kinder bei einem Auftritt bald vorsingen werden. Ich habe eine zeitlang zweimal die Woche in der Oasis uebernachtet und den Kindern Gutenachtgeschichten vorgelesen.
Nein, vergebens war die Arbeit garantiert nicht!

Wie gesagt, diese Erfahrung hat mich erst auf den Weg gebracht und ich wuensche mir, dass ich in baldiger Zukunft bei der Ausuebung meines Berufes Menschen helfe.

Meine Zeit in Mexiko ist vorueber und ich freue mich jetzt schon, irgendwann nach Mexico zurueck zu kehren, und ich freue mich auch, euch alle wieder zu sehen.
Vielen Dank an euch alle, die Ihr an mich gedacht habt, mich mit Emails erfreut habt, mir bei meiner Einschreibung in die Uni geholfen habt. Und herzlichen Dank an meine persoenlichen Helden, meine Eltern, und an Pablo und Cordula, meine Chefs -- denn ohne sie waere ich nicht hier!

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