Monday, October 02, 2006

 

Rouven (San Cristobal/Mex) und Arno (Leon / Nica)

Rouven berichtet von den Fortschritten in der Arbeit:
"Letzte Woche und am Montag, haben wir ums hautsaechlich um Hausaufgaben-Betreuung, Essensausgabe und Hygien Betreuung sowie Fussball spielen und knudeleinheiten gekummert.
Ab Donnerstag schlug dann mein kleines Arbeiterherz ein wenig fester, da wir uns erstmal um den „Garten“ von Sueninos gekuemmert, was im Klartext hiess: Aermel hochkrempeln, 4 stunden schippen und cae 30-50 Karren Kies und Schutt wegschaffen. Naechste Woche werden wir eine riesige Wand mit den Kindern anmalen und am Wochenende werden wir dann anfangen ein komplettes Klassenzimmer neu zu bauen!!
Ausserdem kann ich auch noch weiter meine handwerklichen Faehigkeiten einsetzen und so werde ich im naechsten Monat eine Eisenbruecke bauen (die Zeichnungen sind schon angefertigt, fehlt nur noch das geld...)
Eine Kletterwand ist auch noch geplant: Chefkunstrucktoer da ist unser Super-kletterer Sebastian

Moritz hat heute unseren Briefkasten gebaut, ausserdem ist er seit diesem Wochenende offizielles Mitglied in der Fußballmannschaft der Gewerkschaft der Elektroniker :-)
Sebastian hat einen Spanisch-Mexikanischen Gitarrenkurs bei Namensvetter Pablo angefangen.

Ich habe seit dieser Woche Joga angefangen...immer um 7 als guter start in den Morgen (jaehr ich fange an meinen Schlaefertum zu bekaempfen :-) und ab naechste woche werde ich mal nen bissel capoera ausprobieren.

Tja und ich weiß jetzt 100 %. warum ich hier bin. Gestern haben wir naemlich mit Cristian von Sueninos einer der Familien besucht, mit dessen Kindern wir arbeiten. Dort hat er uns die Lebensverhaeltnisse gezeigt und wir haben das „Eingangstor“ repariert und mit den Kindern gespielt.
Puhh und ich sag mal so: Ich weiss jetzt warum Mexiko das Land mit der groessten Arm-reich Schere ist. Das was ich in den 2,5 Stunden die wir am Samstag dort waren gelernt, begriffen und aufgenommen habe wuerde aber saemtliche Rahmen eines Wochenberichts sprengen....
Es ist gut das wir hier sind und ja wir werden hier gebraucht!

Die Augen der indigenen Menschen sind der Spiegel des Universums.....

Viele Gruesse
Rouven"

In Nica ist gehen die Orientierungswochen zu Ende. Arno schildert seine ersten Eindruecke:

"Hallo meine Lieben,
Freunde und Bekannte

Das erste Mal in meinem Leben fühle ich die Armut.
Ich bin angekommen und schreibe gerade meinen ersten Bericht im Dunklen. Wir haben gerade mal wieder einen Stromausfall in León...
Am Donnerstag, den 07.09.2006, landete unser Flug DE 4184 „planmäßig“ mit sechs Stunden Verspätung in San José, Costa Rica. Vorausgegangen war ein über vierzehnstündiger Flug mit einem Zwischenstopp auf Cuba, der Dank des um vier Stunden verzögerten Abflugs aus Frankfurt zu einem einmaligen Erlebnis wurde. Die untergehende, gleißend rote Sonne verwandelte die unter uns liegenden Nebelschwaden in fantastische Gestalten und unrealistische Formen.In San José wurden wir dann von unseren Ehemaligen in Empfang genommen und am nächsten Morgen fuhren wir in einer neunstündigen Busfahrt von der Schweiz Mittelamerikas in das zweitärmste Land Südamerikas. Dort wurden wir dann auf die Ladefläche eines Pickups verladen und traten die letzte Etappe unserer Anreise nach Nicaragua an. Sie führte uns nach Léon, wo am folgenden Tag unser On-Arrival-Training (OAT) unter der Leitung der jetzigen Freiwilligen begann. Mit dem Fahrtwind im Nacken, dem Geschmack von Schweiß und Motorenöl auf den Lippen und den am Ufer des Nicaraguassees liegenden, vorbeiziehenden Vulkanen, kam ein Gefühl von Freiheit auf. Natürlich hatte ich im Vorfeld versucht, mich auf die schlichten Lebensbedingungen vorzubereiten – doch diese Armut ist unvorstellbar. Man muss sie mit eigenen Augen gesehen haben, um damit richtig umgehen zu können. Denn im Vergleich zu unserem, entspricht dieses Leben hier einer ganz anderen Realität. Sie lässt viele meiner Sorgen und Ängste, die ich in Deutschland hatte, und wie ihr sie vielleicht auch kennt, vergleichsweise lächerlich erscheinen. Im unmittelbarem Anschluss an die Ankunft begann das zweiwöchige On -Arrival-Training. Dazu gehörte eine Vulkanbesteigung, wobei wir den Telica, einen der vielen aktiven Vulkane Nicaraguas erklommen. Der Aufstieg führte durch absolut naturbelassenen Urwald und es bot sich dabei ein atemberaubender Ausblick auf die Vulkankette, die die nicaraguanische Pazifikküste säumt und auf das Flachland Nicaraguas. Pausen wurden unter einem Orangen- und unter einem Mangobaum eingelegt, die leckere Früchte abwarfen. Am Krater des Vulkans angekommen sah ich zum ersten mal glühende Lava. Und am Abend bot sich uns ein solch gewaltiger Sonnenuntergang, wie ich in Deutschland noch keinen vergleichbaren gesehen habe. Wir übernachteten unterhalb des Kraters und traten am nächsten Morgen den Rückweg an.Des weiteren beeinhaltete unsere OAT-Seminare die Kultur, die Politik und die Ökologie Nicaraguas. Unter letzterem Punkt wurde uns die Müllentsorgung Masayas gezeigt: jeder Haushalt wirft seinen Abfall in sogenannte Ríos, die dann beim nächsten Regen in eine Lagune ausgespült werden. Das sind täglich 250m³ Müll, die abgeleitet werden. Man kann sich vorstellen wie die Ríos riechen und wie „sauber“ demnach die Lagune ist. Aber über die Müll- und auch die Wasserproblematik werde ich in einem der folgenden Berichte weiterschreiben. [Ich wurde leider krank]. Diagnose der Ärzte: Denguefieber. Denguefieber wird durch Mücken übertragen und kann bei der zweiten Infizierung tödlich sein...Die Erleichterung kam dann einen Tag später in León, als sich in einer Privatklinik herausgestellt hat, dass ich „nur“ eine, durch verunreinigtes Wasser verursachte, bakterielle Infektion hatte..[Die Einführungsschulung umfasste auch die Kontrontation mit der sozialen Realität]. Wir besuchten soziale Einrichtungen wie die „Chavaladas“ (Straßenkindereim), oder „Ninos del fortin“ und wanderten den Müllberg (el fortin) hinauf, den die Stadt León errichtet. Dort suchen Kinder unter lebensunwürdigen Bedingungen nach wiederverwertbarem Müll, wie Metalle, Bleche oder einfachen Plastikflaschen. Auf dem Gipfel des Müllberges befindet sich ein Staatsgefängnis, das vor der Revolution von Somoza und noch danach von den Sandinisten unter anderem als Folterkammer genutzt wurde...Wir fuhren außerdem in diejenigen Stadtteile Léons, die in Deutschland als Slums bezeichnet werden würden und besuchten drei Sozialprojekte, die in diesen „barrios pobres“ (Armenvierteln), von Einheimischen selbst aufgebaut und geleitet werden. Es handelt sich dabei um „Kindertagesstätten“, kleine Wellblechhütten, die den Müttern ermöglichen, arbeiten zu gehen. Diese Projekte sind in meinen Augen absolut sinnvoll. Aus Eigenitiative heraus errichtet, garantieren sie eine Nachhaltigkeit, die leider durch ausländische Entwicklungshilfe in vielen Fällen nicht gegeben ist.Ende der zweiten Woche habe ich dann mein Projekt, das Centro Social, eine Unterorganisation des SOS – Kinderdorfes, kennengelernt und mich sofort in es verliebt. Im Centro Social befinden sich Kinder von 0 – 13 Jahren. Mir ist es freigegeben, ob ich als „Babypapa“ die Neugeborenen wickle und tröste, ob ich mit den 2-5jährigen raufe und spiele, oder ob ich bei den älteren unterrichte und Workshops anbiete. Im Vergleich zur Aldea Infantil, wie das SOS Kinderdorf auf Spanisch genannt wird, verfügt das Centro Social über wenig Geld. Jedoch verglichen mit den Projekten in den Armenvierteln ist es reich.(…).
Generell kann man sagen, dass in Nicaragua Amerikaner wegen ihrer repressiven Wirtschaftspolitik und ihrer historischen Bedeutung verachtet und als „gringos“ beschimpft werden. Erwähnt man jedoch dass man Deutscher ist, so verwandelt sich da Misstrauen in Sympathie, da viele deutsche Hilfsbrigaden während und nach der Revolution in Nicaragua vertreten waren. Wir Weißen werden dann nicht mehr abfällig als „gringos“, sondern als „cheles“ bezeichnet.„Chele“ kommt von dem spanischen Wort „leche“, das im Deutschen Milch bedeutet. Und Milch ist bekanntermaßen weiß...(…). Ich bin gespannt, was mir die nächsten Tage bringen werden.
Liebe Grüße aus dem sonnig, heißen León. Arno"

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