Thursday, January 25, 2007

 

Notiz aus Buenos Aires

"Buenos Aires ist eine Stadt voller Kontraste. Sobald man aus dem Zentrum herausgefahren ist, befindet man sich in einer anderen Welt. In den ärmsten Vierteln sind die Straßen nicht geteert und überall liegt Müll herum, der sich in den Büschen und Sträuchern am Straßenrand sammelt. Diese Barrios sind viel ruhiger als das hektische Zentrum und die bedrückende Atmosphäre wird durch die vielen streunenden Hunden, die sich untereinander heftige Kämpfe liefern, verstärkt. Um das Problem der Straßenhunde wenigstens etwas einzudämmen wurden in ganz Buenos Aires ein Meter hohe Müllkörbe installiert, in denen der Müll abgelagert wird bis er von der Müllabfuhr abgeholt wird.
Überall, auch im Zentrum der Stadt betteln Kinder und Jugendliche nach Geld, Essen oder Wasser. Leider hatte auch unsere Freiwilligengruppe an einem sonnigen Nachmittag in der Stadt eine erste Konfrontation mit Straßenkindern. Diese Kinder sind schon mit acht oder neuen Jahren so arm, dass sie nicht mehr zu verlieren haben. Sie klauen alles, was ihnen in die Finger kommt und schrecken vor nichts zurück. Als wir in an einem Kiosk im Zentrum der Stadt etwas zu Essen kauften, machte uns Hinnerk auf die vor dem Laden stehenden Kinder aufmerksam. Er riet uns auf unsere Wertsachen gut aufzupassen und sie gegebenenfalls festzuhalten. Kaum kamen wir aus dem Kiosk heraus, wurden wir von den Kids nach Geld angebettelt. Als wir ihnen nichts gaben wurden sie sehr aggressiv. Mir versuchten sie meinen Pullover wegzureißen, den ich mir umgebunden habe. Im letzten Moment hielt ich ihn noch fest. Die Kinder zogen ab, allerdings kamen sie nochmals mit etwas Verstärkung zurück. Sie probierten es nochmals und als sie erkannten, dass bei uns nichts zu holen ist, zogen sie ab. Zehn Minuten später sahen wir, wie dieselbe Bande einem anderen Mann die Brieftasche klaute. Der wütende Mensch rannte den Kids hinterher, diese ließen sie aus Angst die Brieftasche fallen und verzogen sich in den U-Bahnschacht. Dies hat uns gezeigt, dass Buenos Aires nicht ganz ungefährlich ist. Allerdings hält auch sehr viel von dem persönlichen Verhalten ab.


Nach einem kurzen Aufenthalt in Banfield sind wir nach Capital Federal, dem Kern von Buenos Aires, gefahren. Als ich gerade das Bahnhofsgebäude der Estación Retiro verließ, sah ich etwas, worüber ich Bescheid wusste, jedoch noch nie gesehen hatte. Straßenkinder beim Kleber Schnüffeln. Ich habe wohl zu lang hingesehen (außerdem fiel ich negativ auf, weil ich mein ganzes Reisegepäck bei mir trug), denn eines der Straßenkinder bewarf mich gleich mit einer Klebertüte. Ich wurde somit nach nur ein paar Stunden Aufenthalt im Land auf die sozialen Misstände aufmerksam gemacht."

Comments: Post a Comment



<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?